codex der attribute

schön. seltsam. absurd. eigenartig. skuril. wunderlich.

an attributen mangelt es wahrlich nicht, wenn es um das „seltsamste buch der welt“ – den »codex seraphinianus« des italienischen architekten und industriedesigners luigi serafini – geht.

schön, seltsam, skuril.

schön, seltsam, skuril.

egal wie man es nun beschreiben möchte, der ungebrochenen faszination, die von serafinis buch ausgeht, tut das keinen abbruch.

enzyklopädie einer imaginären welt

der codex seraphinianus ist die skurile enzyklopädie einer imaginären welt, beschreibt als gesamtkunstwerk im stile alter naturwissenschaftlicher schriften fauna, flora, die seltsamen menschen, deren ebenso merkwürdigen riten und eigenartigen technik einer fantastischen welt.

und oftmals ein hauch von hieronymus bosch.

und oftmals ein hauch von hieronymus bosch.

aufwändige karten und illustrationen, augenscheinlich inspiriert von hieronymus bosch bis salvadore dali, eingebettet in eine frei erfundene und nicht dechiffrierbare schrift, frei assoziiert irgendwo zwischen siamesischen, armenischen oder thailändischen (oder vielleicht doch georgisch-arabischen?) zügen, lassen den betrachter ungeleitet eintauchen in den rausch eines absurden abenteuers aus skurilität, farbe, unverständlicher weil unleserlicher wissenschaftlichkeit und grenzenloser imagination.

unweigerliche assoziationen zu h.p.lovecrafts necronomicon, dem voynich-manuskript oder skurilen enzyklopädisten wie raoul tranchirer sind so naheliegend wie gewollt.

versinken in der realität der möglichkeit

flora. eigentlich möglich.

flora. eigentlich möglich.

wie und wo man serafinis kunstbuch nun auch einordnen möchte – sobald man sich auf seine eigenwillige eigenartigkeit einlässt, versinkt man in die wirklichkeit einer möglichkeit, einer faszinierenden welt, die sich selbst sinn gibt und durch die enzyklopädische aufbereitung auf unerklärliche weise selbst erklärt und wirkungsmacht verleiht. die möglichkeit an sich wird zum wissenschaftlichen faktum, alles zusammen zur kunst über eine mögliche (weil nach den regeln unserer welt wissenschaftlich erklärte) welt.

aufbau

[quelle: wikipedia.org]

codex seraphinianus

das buch behandelt, wenn man aus den bildern folgert, in 11 kapiteln vermutlich folgende themen:

  1. die flora der unbekannten welt, darunter migrierende bäume oder solche, die in form von stühlen wachsen, gebrauchsgegenstände ausbilden u.s.w.
  2. die fauna: lebewesen, die denen auf unserer erde ähneln, aus haushaltsgeräten bestehen oder merkwürdige mimikry betreiben.
  3. andere zweibeinige lebensformen und deren lebensraum, davon einige mit vermutlich politischer bedeutung und solche, die zu raubkatzen mutieren.
  4. merkwürdige teilchen und partikeln, vermutlich die physik der phantastischen welt.
  5. bizarre maschinen und fahrzeuge
  6. humanoide lebewesen, deren subspezies, ethnien, und deren verhalten, sogar mit rädern statt füßen und untote
  7. wahrscheinlich eine auflistung von historischen persönlichkeiten und deren lebensdaten, skelette, ehemalige potentaten sowie eine darstellung von kriegen und politischen bräuchen.
  8. der code.

    der code.

    hier wird die schrift, die im ganzen codex anwendung findet, behandelt, vermutlich auch die sprache, aussprache und grammatik.

  9. speisen und deren zubereitung, die kultische verehrung von kühlschränken, absonderliche kleidungsstücke und vermutlich der kontext, in welchem diese getragen werden.
  10. spielkarten, spiele, sportarten und religiös anmutende handlungen.
  11. die architektur der fremden welt; es werden gewagte gebäude gezeigt, die sogar zwischen zwei abgründen hängen.

für bibliophile und liebhaber des skurilen

fauna: der augenfisch.

fauna: der augenfisch.

wer das absurde mag, bücher auch einfach für ihre schönheit liebt und für wen das skurile einfach eine simple verifizierung unserer zumindest mehrheitlich angenommenen realität ist, dem wird luigi serafinis codex seraphinianus viele schöne stunden der wunderlichkeit und (tag)träumerei schenken.

 

weiterführende links

luigi serafini auf wikipedia
der codex auf wikipedia
h.p.lovecrafts necronomicon auf wikipedia
voynich-manuskript auf wikipedia
raoul tranchirer (richard georg wolf) auf wikipedia
hieronymus bosch auf wikipedia

 

alle rechte der abbildungen liegen bei luigi serafini.